Die Anziehungskraft der Natur und die Herzlichkeit der Isländer*innen wirkte so stark auf mich, dass ich das Land in zwei aufeinanderfolgenden Jahren besuchte. Die Reisen hätten nicht unterschiedlicher sein können.
Auf der ersten Reise staunte ich über die Zurückhaltung der Inselbevölkerung. Wenn der Reisende aber auf die Einheimischen zugeht, lernt er eine aufgeschlossene, wissende Gesellschaft kennen.
Das Wetter zeigte sich isländisch turbulent. Auf der 2017-Reise fiel ab Mitte September während vier Wochen viel Wasser vom Himmel. Im Juli 2018 strahlte mir einen Monat lang die Sonne entgegen. Einzig der Wind war auf beiden Reisen konstant, konstant stark.
Ich bin ein Reisefotograf, ein Fotograf, der Land und Leute abbildet. Reisen ist Staunen mit offenen Augen - Erfahrungen machen. Ich muss nichts. Oft lassen mich Gefühle in eine Richtung gehen und im Nachhinein stelle ich die Folgerichtigkeit der Route fest.
Island ist ein einziges Motiv. Ich wollte das Licht der Insel bildlich wiedergeben. Ich fotografiere digital und analog. Diese Medien bringen mich zu einer gewollten Langsamkeit. Ich kann auf eine Lichtsituation warten, beharrlich.
Während fünf Wochen er-fahre ich dieses wunderbares Naturland mit seinen bodenständigen Bewohnern.
Mein Fortbewegungsmittel ist das Fahrrad, es bietet mir die ideale Reisegeschwindigkeit. Für das Fotografieren jederzeit anhalten können, über jede Leitplanke schauen können, die Ausrüstung aufstellen, für den Bezug zu den Menschen ein Maximum an Begegnungsmöglichkeiten.
Ich fliege aus ökologischen Gründen nicht. Ich bestreite meine Reisen mit dem Fahrrad und öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Art der Anreise bringt mich meinem Reiseziel bewusst langsam näher. Von Zuhause los, mit dem Zug in den Norden reisen, in Dänemark die Fähre nach Seydisfjordur, Island besteigen und vom Osten über die Ringstrasse westwärts in die Hauptstadt pedalen. Ich bin Mitte September der nordeuropäischen Wetterlaune ausgesetzt. Für Velowanderer eine Alltäglichkeit, trotzdem will ich keine Risiken eingehen. Vielleicht durchkreuzen die Witterungsbedingungen meine Reisepläne und ich muss nichts - nur umdenken. Deshalb kannte ich keine feste Reiseroute.